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  • AutorenbildOlaf Kretzschmar

A WURST-CASE 😉 SZENARIO! ES KANN AUCH ALLES GANZ ANDERS KOMMEN, ABER...

Aktualisiert: 2. Okt. 2023



Das Staatsangehörigkeitsrecht eines Landes ist von großer Bedeutung, eben weil es die Grundlage für die Zugehörigkeit zu einer Nation bildet. In Deutschland gibt es das Staatsangehörigkeitsgesetz, das die Einbürgerung und den Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit regelt.

Doch was passiert eigentlich, wenn das Staatsangehörigkeitsgesetz selbst als verfassungswidrig erachtet wird? Dies wirft eine wichtige Frage auf, nämlich die nach dem rückwirkenden Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit in einem solchen Fall – ein Gedanken-Experiment.


Das deutsche Staatsangehörigkeitsrecht

Das deutsche Staatsangehörigkeitsrecht hat sich im Laufe der Geschichte mehrmals geändert, und das aktuelle Gesetz, das Staatsangehörigkeitsgesetz (StAG), wurde 2000 verabschiedet. Es regelt die Bedingungen für die Einbürgerung und den Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit. Gemäß § 17 StAG kann die Staatsangehörigkeit verloren gehen, wenn jemand freiwillig eine andere Staatsangehörigkeit erwirbt und damit seine deutsche Staatsangehörigkeit aufgibt.

Die aktuelle Ampel-Koalitation of aus SPD, FDP und den Grünen hat einen Gesetzentwurf vorgelegt, nachdem nichts Weniger passieren soll, als die zukünftige Abkehr vom aktuell geltenden Grundsatz der Vermeidung Mehrstaatigkeit. Jede deutsche Staatsbürgerin und jeder deutsche Staatsbürger soll nach dem Willen der Ampel also zukünftig so viele Staatsangehörigkeiten und damit Pässe haben können wie sie oder er möchte. DAS ist ein Paradigmenwechsel! Mitte 2024 soll es (So hört man aus Regierungskreisen.) soweit sein, WENN der Bundestag zustimmt, der Bundespräsident das neue Gesetz unterschreibt, das dann im Bundesgesetzblatt veröffentlicht wird UND wenn weder CDU/CSU oder FDP oder AfD Verfassungsbeschwerde gegen das dann neue Gesetz einlegen.


Rückwirkende Nichtigkeit des neuen Staatsangehörigkeitsgesetzes

Ab Gültigkeit des neuen Gesetzes läuft eine Frist von EINEM JAHR für die Einlegung einer Verfassungsbeschwerde.



Würde das neue Gesetz im April 2024 Realität, bestünde bis April 2025 Unsicherheit darüber, OB dagegen Verfassungsbeschwerde eingelegt wird.


Sofern eine der Parteien die Verfassungsbeschwerde tatsächlich in Karlsruhe einreicht, ist meit einer Wartezeit von ZWEI BIS DREI JAHREN zu rechnen, bis eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe vorliegt und klar ist, OB ODER OB NICHT, das neue Gesetz verfassungsgemäß ist.



Der Einfluss der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts

Wird das Gesetz als verfassungsgemäß bestätigt, ist Alles gut und das neue Gesetz, bleibt, wie es ist und gilt von April 2024 an fort.


Wenn jedoch das Staatsangehörigkeitsgesetz selbst als verfassungswidrig erklärt würde, entsteht eine komplizierte Situation. In Deutschland ist die Verfassung, das Grundgesetz, die höchste rechtliche Autorität. Das Grundgesetz garantiert unter anderem das Recht auf Gleichbehandlung und Schutz vor Diskriminierung. Wenn Teile des Staatsangehörigkeitsgesetzes diesen Grundsätzen widersprechen, könnten sie für verfassungswidrig erklärt werden. Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts, die eine Verfassungswidrigkeit eines Gesetzes feststellen, führen zu einer Nichtigkeit des Gesetzes “ex tunc“ (von Anfang an). Ein verfassungswidriges Gesetz wird also so angesehen, als hätte es nie existiert.



Ein verfassungswidriges Gesetz erklärt das Bundesverfassungsgericht im Regelfall für nichtig. Die Nichtigkeit wirkt auch in die Vergangenheit und führt rechtlich gesehen zu einem Zustand, als ob das Gesetz niemals erlassen worden wäre. In bestimmten Fällen erklärt das Bundesverfassungsgericht eine Rechtsnorm lediglich für unvereinbar mit dem Grundgesetz und legt fest, ab wann sie nicht mehr angewendet werden darf. Dies geschieht insbesondere dann, wenn der Gesetzgeber verschiedene Möglichkeiten zur Beseitigung des Verfassungsverstoßes hat oder wenn die Nachteile des sofortigen Außerkrafttretens der Rechtsnorm größer sind als die Nachteile einer übergangsweisen Weitergeltung. Letzteres ist häufig bei Steuergesetzen der Fall, weil die Rechtsgrundlage für die Steuererhebung sonst ganz oder teilweise wegfiele. In der Übergangszeit kann der Gesetzgeber eine verfassungsgemäße Norm erlassen. In seltenen Fällen legt das Bundesverfassungsgericht selbst Übergangsbestimmungen fest.


Wenn dies geschieht, stellt sich die Frage, wie der rückwirkende Verlust der Staatsangehörigkeit all Derer gehandhabt wird, die im Vertrauen auf die Wirksamkeit des neuen Staatsangehörigkeistgesetzes losgegangen sind und OHNE eine Beibehaltunsgenehmigung (die man dann ab April 2024 ja auch gar nicht mehr beantragen konnte, weil es das Erfordernis dafür ja gar nicht mehr geben soll.), im Vertrauen auf das neue Gesetz einfach eine neue, weitere Staatsangehörigkeit angenommen haben.


DIE GUTE NACHRICHT ZUERST

Das Grundgesetz verbietet in der Regel die rückwirkende Entziehung von Rechten. Dies könnte bedeuten, dass Personen, die aufgrund des verfassungswidrigen Gesetzes ihre Staatsangehörigkeit verloren haben, rückwirkend als deutsche Staatsbürger anerkannt werden.


Allerdings ist das deutsche Rechtssystem komplex, und die genaue Vorgehensweise hängt von den Umständen und der Interpretation des Verfassungsgerichts ab. Es könnte zu individuellen Gerichtsverfahren kommen, bei denen jeder Fall einzeln geprüft wird. Dies wäre ein langwieriger und komplizierter Prozess.


In jedem Fall wäre es wichtig, dass die betroffenen Personen ihr Recht auf eine faire rechtliche Bewertung haben. Es ist auch entscheidend, die Balance zwischen dem Schutz der Verfassung und dem Schutz der individuellen Rechte zu finden. Die deutsche Staatsangehörigkeit ist für viele Menschen von großer Bedeutung, da sie mit bestimmten Rechten und Privilegien verbunden ist.


Das Rückwirkungsverbot von Gesetzen, auch als "Rückwirkungsverbot" oder "Verbot der echten Rückwirkung" bezeichnet, ist ein grundlegendes Prinzip im deutschen Rechtssystem und vielen anderen Rechtssystemen weltweit. Es besagt, dass Gesetze in der Regel nicht rückwirkend angewendet werden dürfen, um bereits vergangene Ereignisse oder Handlungen zu regulieren oder zu bestrafen.


Das Rückwirkungsverbot dient mehreren wichtigen Zielen:


· Rechtssicherheit: Es gewährleistet, dass Bürger ihre Handlungen und Entscheidungen

auf der Grundlage der bestehenden Gesetze treffen können, ohne rückwirkende Änderungen befürchten zu müssen.

· Vertrauensschutz: Menschen können darauf vertrauen, dass sie nach den zum Zeitpunkt ihrer Handlungen geltenden Gesetzen beurteilt werden und nicht nach nachträglich erlassenen Vorschriften.

· Gerechtigkeit: Rückwirkende Gesetze könnten als unfair angesehen werden, da sie Personen nachträglich für Handlungen bestrafen könnten, die zum Zeitpunkt ihrer Ausführung legal waren.


Es gibt jedoch Ausnahmen vom Rückwirkungsverbot. In bestimmten Fällen können Gesetze rückwirkend angewendet werden, wenn dies ausdrücklich im Gesetz vorgesehen ist und es eine überwiegende öffentliche Interessenlage gibt, die dies rechtfertigt. Solche Ausnahmen sind jedoch in der Regel streng reglementiert und erfordern eine sorgfältige Abwägung der Interessen.


In Deutschland ist das Rückwirkungsverbot im Grundgesetz verankert und stellt sicher, dass die Rechte und Freiheiten der Bürger geschützt werden, indem es den Gesetzgeber daran hindert, Gesetze rückwirkend zu erlassen, die in die Rechte der Bürger eingreifen. Dies trägt zur Stabilität und Verlässlichkeit des Rechtssystems bei und ist ein wesentlicher Bestandteil der Rechtsstaatlichkeit.


Das Rückwirkungsverbot in Bezug auf ex tunc (ab Erlass) oder ex nunc (ab jetzt) Wirkung von Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts ist ein wichtiger Grundsatz im deutschen Verfassungsrecht. Dieser Grundsatz besagt, dass Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts in der Regel keine rückwirkende (ex tunc) Wirkung haben dürfen.

Die Unterscheidung zwischen ex tunc und ex nunc Wirkung ist entscheidend:


Ex tunc: Dies bedeutet, dass eine Entscheidung rückwirkend ab dem Zeitpunkt ihrer Erlassens gilt. Das würde bedeuten, dass sie die Rechtslage in der Vergangenheit verändert, was in der Regel vermieden wird, um die Rechtssicherheit und den Vertrauensschutz zu wahren.


Ex nunc: Im Gegensatz dazu bedeutet ex nunc, dass eine Entscheidung nur für die Zukunft gilt, ab dem Zeitpunkt der Entscheidung und nicht rückwirkend.


Das Bundesverfassungsgericht kann jedoch in bestimmten Fällen von diesem Grundsatz abweichen und ex tunc Wirkung gewähren. Dies geschieht normalerweise nur, wenn es keine andere Möglichkeit gibt, eine schwerwiegende Verfassungsverletzung zu beheben und die Wirkung ex nunc unzureichend wäre. Selbst in solchen Fällen wird die rückwirkende Wirkung normalerweise auf das unbedingt notwendige Maß beschränkt.


Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zur ex tunc oder ex nunc Wirkung basiert auf einer sorgfältigen Abwägung der Interessen und ist oft von großer Bedeutung, da sie die Auswirkungen einer Verfassungsentscheidung auf bereits abgeschlossene Rechtsfälle und Handlungen betrifft.


Insgesamt dient das Rückwirkungsverbot in Bezug auf Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts dazu, einen angemessenen Ausgleich zwischen dem Schutz der Verfassung und den Rechten der Bürger sowie der Rechtssicherheit herzustellen.


WAS BEDEUTET DAS JETZT KONKRET?

Das neue Staatsangehörigkeitsgesetz sieht die Aufhebung der Grundsatzes der Vermeidung der Mehrstaatigkeit vor. Bürger können zukünftig, neben der deutschen Staatsangehörigkeit, eine oder mehrere weitere Staatsangehörigkeiten annehmen, ohne zuvor jeweils einen Antrag auf Erteilung einer Genehmigung zur Beibehaltung der deutschen Staatsangehörigkeit stellen zu müssen. Was passiert, wenn eine Person, im Vertrauen auf das neue Staatsangehörigkeitsgesetz und das Prinzip der Mehrstaatigkeit, eine oder mehrere weitere Staatsangehörigkeiten annimmt und das neue Gesetz später für verfassungswidrig erklärt wird? Muss diese Person dann einen Antrag auf Wiedereinbürgerung in die deutsche Staatsangehörigkeit stellen?


Wenn eine Person im Vertrauen auf ein neues Staatsangehörigkeitsgesetz und das Prinzip der Mehrstaatigkeit eine oder mehrere weitere Staatsangehörigkeiten annimmt und dieses Gesetz später für verfassungswidrig erklärt wird, entsteht eine komplexe rechtliche Situation. In der Regel wird von den betroffenen Personen erwartet, dass sie in solchen Fällen Maßnahmen ergreifen, um ihre deutsche Staatsangehörigkeit wiederzuerlangen. Dies könnte bedeuten, dass sie einen Antrag auf Wiedereinbürgerung in die deutsche Staatsangehörigkeit stellen müssen.


Es ist wichtig zu verstehen, dass Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts in Deutschland eine sehr hohe rechtliche Autorität haben. Wenn das Gericht ein Gesetz als verfassungswidrig erklärt, bedeutet dies, dass das Gesetz von Anfang an ungültig war und keine rechtliche Wirkung entfalten konnte. Das Vertrauen auf ein solches Gesetz könnte daher nicht ausreichen, um die Annahme zusätzlicher Staatsangehörigkeiten zu rechtfertigen.

Die genaue Vorgehensweise in einem solchen Fall, einschließlich der Anforderungen für die Wiedereinbürgerung, würde jedoch von verschiedenen Faktoren abhängen, einschließlich der genauen Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts und der Gesetze, die in der Folge erlassen werden, um die Situation zu regeln. Es wäre ratsam, in einem solchen Fall rechtlichen Rat bei einer spezialisierten Rechtsanwaltskanzlei oder bei den zuständigen Behörden einzuholen, um die individuellen Umstände zu klären und die richtigen Schritte zur Wiedereinbürgerung zu unternehmen.


Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die genaue Handhabung einer solchen Situation von verschiedenen Faktoren abhängt, einschließlich der genauen Formulierung der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts und möglicher Übergangsregelungen, um die Auswirkungen der Aufhebung zu mildern. Dies ist eine komplexe rechtliche Frage, die eine gründliche Prüfung erfordern würde und wahrscheinlich in enger Abstimmung zwischen dem Bundesverfassungsgericht, der Gesetzgebung und anderen relevanten Stellen behandelt würde.


Insgesamt zeigt dieser hypothetische Fall, wie wichtig es ist, dass Gesetze und Verordnungen sorgfältig geprüft werden, um sicherzustellen, dass sie mit den Grundprinzipien einer Verfassung im Einklang stehen. Ein verfassungswidriges Gesetz kann nicht nur zu rechtlichen Herausforderungen führen, sondern auch das Vertrauen in die Rechtsstaatlichkeit beeinträchtigen. Daher ist die Aufrechterhaltung der Integrität des Staatsangehörigkeitsrechts von entscheidender Bedeutung, um eine gerechte und stabile Gesellschaft zu gewährleisten.


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